Im November hatte ich die einmalige Gelegenheit, während vier Wochen die Finnische Armee zu besuchen und zu begleiten. Ich erhielt gute Einblicke in die Arbeitsweise verschiedener Truppengattungen wie des Heereskommandos oder der Luftwaffe.
Gestartet wurde die erste Woche auf der Militärischen Insel Santahamina unweit von Helsinki. Die der zivilen Bevölkerung unzugängliche Insel dient als Ausbildungs- und Trainingsgelände für die Jägerbrigad sowie der Infanterie des Heereskommandos.
Die zweite Woche führte uns weiter nach Norden zur Fliegerschule. Die Dimensionen des Übungsgeländes sind enorm, beinahe 60’000 km2 Fläche stehen zur Verfügung um Trainingsflüge und Manöver durchzuführen. Wir durften beobachten wie die Flieger von einer gewöhnlichen Landstrasse aus starteten und über uns diverse Manöver durchführten. Ich selbst durfte auch in einen Simulator steigen und eine F‑18 fliegen. Nach dem erfolgreichen Abschuss eines feindlichen Fliegers befand sich der Flieger leider in Trümmern am Boden, als ich einen euphorischen Looping versuchte.
Nach gut der Hälfte des Aufenthalts ging es bis an die nördliche Grenze zu Russland. Dort wurde uns auf eine beeindruckende Weise gezeigt, wie die Grenze zu Russland sich im vergangenen Jahrhundert verändert hatte. Die Schlachtfelder aus den Weltkriegen zu besichtigen ist eine sehr beeindruckende Erfahrung. Die Geschichten der finnischen Kader machte deutlich, wieso die Finnen und Russen nicht zwingend die besten Freunde im hohen Norden sind.
Es ist eine Sache die Winter-Rekrutenschule bei tiefen Temperaturen in der Schweiz zu absolvieren. Doch das Arctic-training der Finnen ist noch weit aus herausfordernder hinsichtlich der Temperaturen. Bei ‑30°C besuchten wir das Trainingsgelände und erkannten wir hart der Winter in der Tundra ist und unter welchen Bedingungen hier künftige Soldaten ausgebildet werden.
Zurück im Süden des Landes, in der Nähe von Helsinki, erwartete uns die letzte Attraktion, welche aber umso beeindruckender war. Wir durften bei einem Gefechtsschiessen der Panzertruppen zuschauen. Auf dem riesigen Trainingsgelände kann mit scharfer Munition geschossen werden.
Nebst all den militärischen Aspekten kam die kulinarische und kulturelle Seite nicht zu kurz. Ausflüge in die Sauna, zum Eisfischen oder typisch finnische Gerichte fanden stets auch Platz auf der Reise. Wir erhielten das komplette Programm, ausgenommen von den Polarlichtern, welche durch den dicht verschneiten Himmel nicht zu sehen waren. Rückblickend war diese Reise sehr wertvoll und hat meinen Horizont bezüglich der militärischen Möglichkeiten erweitert.
Hptm Francesco TINO, Stab G Bat 23 (C FGG 6)